OKTOBER
IM RAUSCH DER ALMEN
KULTURELLES ERBE FÜR ZUKÜNFTIGE GENERATIONEN
Ob die Alm sprichwörtlich frei von jeder Sünde ist, soll im Folgenden dahingestellt bleiben. Als jahrhundertealte Kulturlandschaft ist sie jedenfalls ein prägender Bestandteil der oberösterreichischen Bergwelt. Klimaveränderungen und der menschliche Einfluss auf ein sensibles wie hoch komplexes ökologisches System haben allerdings zunehmend besorgniserregende Auswirkungen auf einen Lebensraum, den es heute für morgen zu schützen gilt. Ein Grund mehr für NATURSCHAUSPIEL, um die Alm mit all ihrer bedeutsamen Charakteristik als thematischen Schwerpunkt behutsam in den Mittelpunkt des Interesses zu stellen. Immerhin erbringen archäologische Forschungen im Dachsteingebiet den Nachweis, dass bereits in der Bronzezeit von 1.700 bis 900 v. Chr. Almwirtschaft betrieben wurde. So dient die Alm seit jeher nicht nur als Nutz- und Weidefläche für Rind, Schaf oder Ziege. Auch ihre Bedeutung als Ort blühender Biodiversität sowie als Rückzugsgebiet mit Entschleunigungsfaktor haben ihre Beliebtheitswerte neuerdings gehörig nach oben geschraubt. Umso wichtiger scheint es, dieses kulturelle Erbe im Zuge von NATURSCHAUSPIEL für zukünftige Generationen zu bewahren und Geschichte wie Geschichten sowie wertvolles Hintergrundwissen aus Expertenhand zu vermitteln.
Tradition und Moderne
Die Arbeit in luftigen Höhen liegt im Trend. So zieht es immer mehr Junge und Junggebliebene aus dem urbanen Bereich auf die Almen, um nicht nur während der Sommermonate in einer lebens- wie schützenswerten Landschaft am Kreislauf der Natur teilzuhaben. Ob als Sennerin oder Senner Butter und Käse herzustellen, auf einer der vielen Almhütten Gäste willkommen zu heißen oder unzählige Wege für zahlreiche Bergwanderer in Schuss zu halten, die Alm boomt. Ein Umstand, dem NATURSCHAUSPIEL mit ausgesuchten Führungen Rechnung trägt und solcherart traditionelle Werte genauso wie zeitgemäße Aspekte vor Augen führt.
Almlandschaften zu pflegen und sorgsam mit deren Tier- und Pflanzenwelt umzugehen, ist fürwahr eine Kunst. Grandiose Einblicke in die Bergwelt bietet etwa die Tour „Bergparadies Warscheneck“, die nicht nur Wissenswertes über die Entstehung der Alpen und die Auswirkungen der Eiszeiten vermittelt. Auf vier unterschiedlichen Routen rund um Wurzeralm, Rote Wand und Dümlerhütte werden dabei auch Lebensräume erforscht, die der Mensch seit Tausenden von Jahren geprägt hat. Kulturelles wiederum vermittelt die Tour „Sagenhafter Grünberg“ mit Geschichten, Mythen und Fakten zu Pflanzen zwischen Grünberg und Laudachsee. Dabei wird über das Wiederentdecken einst bedeutungsschwerer Pflanzen sowie kulturgeschichtlicher Relikte in Kultur, Küche und Handwerk gestaunt, um das heutige Wissen mit Vorstellungen längst vergangener Zeiten zu vergleichen. Mit Kräutern, Geschichten und Jodlern führt die Tour „Auf ins Alm-Paradies – Juchhe!“ ebenfalls in die heimische Bergwelt, wo Wildkräuter-Geheimnisse, faszinierende Baumriesen und überlieferte Sagen vom Hintergebirge über das Almtal bis ins Salzkammergut am Weg liegen. Und ganz dem Rausch der Alm erliegend lässt sich dabei abschließend ein gemeinsamer Jodler anstimmen ...
NATURVERMITTLER/IN IM PORTRÄT
SABINA HASLINGER
Wer die Bekanntschaft von Sabina Haslinger macht, kann sich sofort lebhaft vorstellen, wie ihre Juchitzer und Jodler klingen müssen. Die pflegt sie unterwegs spontan dann auszupacken, wenn es auf einer ihrer Lieblingsalmen gerade wieder besonders schön ist.
Die Almen und die Berge haben es der Landwirtstochter aus Ried im Traunkreis immer schon angetan. Höhepunkt ihrer Hochzeitsreise war der Pito de Neige auf La Réunion mit 3.003 m. Zur Tourenführerin wurde Haslinger zufällig, als sie sich der Wandergruppe bei Fronius anschloss – ihrem Arbeitgeber, dem sie bis zur Geburt ihrer Söhne Siegfried und Severin in der Patentabteilung und als Assistentin der Geschäftsleitung diente. Unter den zahlreichen Naturschauspiel-VermittlerInnen, die sich umfassend aus- und fortgebildet haben, ist die lustige Voralpenländerin die Musterschülerin schlechthin: Märchenkunde bei Helmut Wittmann, Jodelei bei Hermann Härtel, Meditation, alpines Notfallmanagement, Baumheilkunde und viele andere Kurse mehr stehen auf der respekteinflößenden Ausbildungsliste. „Mei“, sagt Haslinger dazu unschuldig, „kaum hab‘ ich was fertig, entdecke ich halt gleich wieder was Neues, was wunderbar zu allem anderen passt.“
PFLANZENPORTRÄT DES MONATS
DAS WEICHE KAMMMOOS
DIE SCHÖNHEITSKÖNIGIN DER MOOSE
Das Weiche Kammmoos (Ctenidium molluscum) ist auf der ganzen Nordhemisphäre verbreitet. Diese Art wächst auf Erde und Felsen, seltener auch auf Rinde, sie ist kalkliebend und daher in Kalkgebirgen verbreitet. Dort überzieht das Weiche Kammmoos vorwiegend in Wäldern großflächig Kalkfelsen und gehört mit seinem grün-goldenen Glanz sowie der feinen Fiederung zu unseren schönsten Moosen. Die Astblättchen sind am Rand gesägt, sichelförmig gekrümmt und gleichmäßig in eine scharfe Spitze ausgezogen. Durch dichtstehende und regelmäßig angeordnete Seitenästchen erinnern die Einzelpflanzen auch an kleine Farnwedel. Wie andere Moose reagiert auch das Kammmoos empfindlich auf Luftverschmutzung, die geschlechtliche Vermehrung ist schon bei geringen Immissionsbelastungen gestört. Im Übrigen ist das schöne Moos auch in der Floristen-Branche sehr beliebt.