MAI
LEBENDIG GRÜNE LUNGE
LEBENSRAUM, KLIMAREGULATOR ODER ARBEITSPLATZ – VIELFALT PUR IM WUNDER WALD
Gut möglich, dass er hierzulande vor lauter Bäumen oft gar nicht zu sehen ist. Immerhin beträgt Oberösterreichs Waldfläche nahezu 500.000 Hektar, Tendenz steigend. Oder anders formuliert: Das Land ob der Enns hat einen Waldanteil von über 40 % und liegt somit im österreichweiten Vergleich an vierter Stelle.
Dabei ist einerseits seine Funktion als Holzlieferant und ständig nachwachsender Wirtschaftsfaktor mit einer Wertschöpfung von über 1 Milliarde Euro jährlich bemerkenswert, andererseits liefert er ebenso verlässlich Arbeitsplätze für zehntausende Menschen in Oberösterreich. Ganz abgesehen davon fungiert der Wald jedenfalls aus Sicht von NATURSCHAUSPIEL als wertvoller Vermittler für unendlich viele Erfahrungswerte. So ist er zunächst ein beeindruckender Schauplatz, der zahlreichen Tierarten Schutz und unzähligen Pflanzenarten Nährboden bietet. Als grüne Lunge unseres Planeten und Klimaregulator übt der Wald zudem auf die Umwelt einen entscheidenden Einfluss aus, indem er Luft und Wasser reinigt und erneuert. Er trägt auch zur Lärmminderung bei und ist in seiner Schutzfunktion gegen Steinschläge, Muren, Hochwasser oder Lawinen unverzichtbar. Dass der Wald darüber hinaus in seiner Komplexität als Lebensraum nicht zuletzt uns Menschen als Erholungsraum und Erlebniswelt dient, beweisen auch einige der hier ausgesuchten NATURSCHAUSPIEL-Führungen des heurigen Jahres.
20 Jahre Nationalpark Kalkalpen
Der Nationalpark Kalkalpen ist das größte zusammenhängende Waldschutzgebiet Österreichs und gehört zur Königsklasse der Schutzgebiete in den Alpen. In seiner 16.000 Hektar großen Waldwildnis wird der Natur die Chance gegeben, sich nach Jahrhunderten von menschlicher Einflussnahme wieder völlig frei zu entwickeln. So finden sich etwa im Schutzgebiet uralte Eiben und Buchen, die hier bereits vor der Entdeckung Amerikas ihre Wurzeln schlugen. Dazu kommen steile und entlegene Urwaldreste mit hohem Totholz-Anteil, die als Rettungsinseln für seltene Relikt-Arten und Ausbreitungsflächen für zurückgedrängte Fauna & Flora dienen. Diese Vielfalt an Lebensräumen sorgt für einen hohen Artenreichtum, wobei etwa 1.000 Blütenpflanzen-, 1.560 Schmetterlings- oder 17 Fledermausarten sowie eine enorme Anzahl an Pilz- und Flechtenarten dokumentiert sind. Dass im Nationalpark Kalkalpen wesentliche Teile des gesamtösterreichischen Naturerbes geschützt werden, hat demnach auch bei den Naturvermittlern von NATURSCHAUSPIEL oberste Priorität.
Auf in den Wald
Die pure Vielfalt im Wunder Wald lässt sich zweifelsohne auf der Tour „Am Weg zur Waldwildnis“ erleben, die in Begleitung eines Nationalpark Rangers in den Urwald von morgen führt. Als unmittelbarer Zeuge von urtümlicher Walddynamik wird man dabei zum Beobachter vom Lauf der Natur, die etwa wertvolles Totholz entstehen lässt, auf dem junge Bäumchen keimen. Auch die Tour „Im Reich des Luchses“ führt in die Nationalpark Kalkalpen Region. Dabei wird einem die große, scheue Waldkatze mit den auffälligen Pinselohren zwar nicht über den Weg laufen. Dafür erfährt man jede Menge Wissenswertes über den Nationalpark, die Lebensweise des Luchses und welche Tiere im Gebiet sonst noch gelegentlich in die Fotofalle tappen. Wer an der biologischen Vielfalt in den geschützten Naturräumen des Almtales Interesse hat, sollte keinesfalls die Tour „Der Schatz im Almtal“ verpassen. Rund um den Almsee, in seinen Auen sowie an den Ufern der Ödseen werden große wie kleine Naturforscher zu Entdeckern von kostbaren Ökosystemen und faszinierenden Geheimnissen des Waldes.
NATURVERMITTLER/IN IM PORTRÄT
FRITZ WOLF
Er ist der Lehrer der WaldpädagogInnen. Der, bei dem sie alle die Waldschulbank gedrückt haben: Fritz Wolf. Ein echter „Greanicher“, wie die Grünauer im Almtal heißen. Denn anders als die meisten nach ihm ist der vielseitige Pädagoge, Förster und Jäger 1949 noch daheim im Elternhaus auf die Welt gekommen. Und nicht in Gmunden im Krankenhaus.
Der Rest ist Geschichte: Die Geschichte der Waldpädagogik in Österreich, die der stille Waldgänger in Gmunden und in seiner eigenen Waldschule, gegründet 1994, die erste ihrer Art in Österreich, im gepflegten Wald der Familie in Scharnstein. Die Lektionen fruchten inzwischen, freut sich Wolf: „Praktisch alles, was wir heute über Nachhaltigkeit wissen, kommt aus dem Wald.“
TIERPORTRÄT DES MONATS
DER WALDKAUZ
DER BOTSCHAFTER DES WALDES
Der Waldkauz (Strix aluco) ist eine dämmerungs- und nachtaktive Eulenart. Als lautloser Jäger der Nacht lebt er in Laub- und Mischwäldern, Parks oder Gärten. Der Höhlenbrüter ist die häufigste Eulenart Mitteleuropas, meidet Höhenlagen und bevorzugt als Brutstätte neben Baumhöhlen auch Mauerlöcher, Felshöhlen sowie Dachböden. Besonders kennzeichnend ist der gedrungene Körperbau mit rundem Kopf und bräunlicher Gefiederfärbung. Der Waldkauz wird von der Vogelschutzorganisation BirdLife auch als „Botschafter für den Erhalt nahrungsreicher Wälder mit großem Altbaum- und Totholzbestand“ bezeichnet und wurde deshalb als „Vogel des Jahres 2017“ ausgezeichnet. Er nutzt mit seinem exzellenten Sehvermögen das Restlicht in der Dämmerung, bei absoluter Dunkelheit verlässt sich der Waldkauz auf sein feines Gehör. Auf dem Speiseplan steht neben kleinen Nagetieren und Vögeln übrigens auch die Blindschleiche.