JUNI
ARBEITSVIECHA
SERVICELEISTUNGEN UNSERER TIERISCHEN HELFER
Wir Menschen lassen gerne arbeiten. So können wir uns etwa im Naturgarten auf Mikroorganismen verlassen, die Bioabfall in wertvollen Kompost verwandeln. Einen anderen Service leisten höhere Organismen wie z.B. Marienkäfer, Ameise, Ohrwurm, Fledermaus oder Igel.
Sie verputzen Schädlinge und sorgen somit für ein biologisches Gleichgewicht. Vor allem kümmern sich die freiwilligen Helfer um die Bestäubung unserer Pflanzen, damit wir uns über eine üppige Ernte freuen können. Und doch kämpfen viele der für uns nützlichen Tiere um ihr Überleben, weil die Spezies Mensch in den letzten Jahrzehnten bedenkenlos Lebensräume zerstört oder mit Pestiziden vergiftet hat. Hoffnung geben ein aufkeimendes Bewusstsein für ökologische Zusammenhänge und ein beginnender Lobbyismus für bedrohte Arten.
Fleißige Universaltalente
Auch wenn mittlerweile umstritten ist, ob Einstein tatsächlich je gesagt hat: “Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben”, gibt es Kausalketten in unserem Ökosystem und einen besorgniserregenden Rückgang der Bienenarten-Vielfalt. Durch die Intensivierung der Landwirtschaft seit den 1960er Jahren verschlechterte sich die Situation ihrer Lebensräume: Unkrautbekämpfung und Düngung verhindern das Blühen bedeutender Pflanzen, das Verschwinden von Hainen, Säumen und Totholz nimmt ihnen Nistmöglichkeiten. Wildbienen organisieren sich nicht in perfekt durchgeplanten Völkern wie Honigbienen, fast alle der ungefähr 430 in Oberösterreich lebenden wilden Bienenarten leben solitär, sind also Einzelgänger. Dafür ist Universaltalent gefordert. Das Weibchen ist die eigene Königin, legt ohne Hilfe Nester an und kümmert sich um den Nachwuchs. So nebenbei bestäubt sie bis zu 5000 Blüten pro Tag.
Was können wir tun?
Wildbienen nisten in oberirdischen Hohlräumen. Für einige dieser Arten lassen sich einfach aus Holz mit Bohrlöchern Nisthilfen, sogenannte „Wildbienenhotels“, bauen. Auch Wildblumenlandschaften statt englischem Rasen, Streuobstwiesen und weniger Ordnungssinn im Aufräumen von Totholz erleichtern den fleißigen Befruchtern das Überleben. Schließlich sollten wir die flächendeckende Intensivierung der Landwirtschaft samt Einsatz von chemischen Düngern und Insektenschutzmittel, hinterfragen. In intensiv betriebenen Obstkulturen muss, wie in den USA längst üblich, die Bestäubung als Dienstleistung von Bienen und Hummelvölkern zugekauft werden, um Bestäubungsmängel auszugleichen. Verhungern wird die Menschheit nicht, viele Pflanzen werden von Wind und Wasser oder anderen Tieren, wie Käfer, Vögel, Schmetterlinge sowie Fledermäusen bestäubt, Selbstbefruchter erledigen das gleich selbst.
Geschickte Gelsen-Killer
Unsere heimischen Fledermäuse sind reine Insektenfresser, sie vertilgen bis zu ein Kilo Fliegen, Käfer, Nachtfalter, Spinnen und Gelsen in einem Sommer und sind somit hilfreiche Nützlinge im Garten und in der Landwirtschaft. Zudem sind sie wahre High-Tech-Säugetiere, von denen sich Wissen-schaftler Techniken wie Radar, Ultraschall oder GPS-Navi abgeschaut haben. Sie gehören zu den am stärksten bedrohten Säugetieren in Österreich und stehen unter strengem Schutz. Auch diesen sensiblen Tieren machen Chemikalien, Quartier- und Nahrungsmangel zu schaffen. Im Naturpark Obst-Hügel-Land bietet die Koordinationsstelle für Fledermausschutz- und forschung in Österreich (KFFÖ) gemeinsam mit NATURSCHAUSPIEL in der „Bat Night“ einen faszinierenden Einblick in das Leben der Fledertiere.
NATURVERMITTLER/IN IM PORTRÄT
KATJA HINTERSTEINER
„Beekeeper“ heißen die Imker auf Englisch. Katja Hintersteiner mag das Wort. Gerne lässt sie sich „Bienenhüterin“ nennen. Oder „Bienenfrau“. Letzteres, weil mittlerweile ein Drittel der Bienenleute Frauen sind. „Doch das Bild vom Imker ist nach wie vor ein männliches“, wie die freiberufliche Ökologin sagt. Katja Hintersteiner ist es gewohnt, sich auf die Füße zu stellen.
TIERPORTRÄT DES MONATS
DIE HOLZBIENE
GLANZVOLLER BRUMMER
Bis zu 28 mm können Holzbienen lang werden und sind damit die größten Wildbienen in Oberösterreich. Die schwarzen Brummer mit den metallisch blauschwarz schimmernden Flügeln werden häufig mit Hummeln verwechselt, dabei gehören sie zur Familie der Echten Bienen. Ihr Name bezieht sich auf ihren bevorzugten Nistplatz Totholz – ein seltener Lebensraum, da tote Bäume gerne dem Ordnungssinn des Menschen zum Opfer fallen. Die Holzbienen leben solitär, bauen also ihre Nester alleine und versorgen ihre Brut ohne Hilfe von Artgenossen wie es bei Hummeln und Honigbienen üblich ist. Ungewöhnlich ist, dass Mütter mit ihren Kindern zusammen leben, weil die Weibchen besonders alt werden. Bei Solitärbienen gibt es normalerweise keinen Kontakt zwischen den Generationen. Holzbienen sind friedlich, sie stechen nur in äußerster Notwehr.