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TANNER MOOR


Bedeckt von einem fast undurchdringlichen Dickicht aus Latschen und umrandet von einem dichten Fichtenwald liegt es eigentlich ziemlich versteckt, das größte Hochmoor Österreichs, das Tanner Moor in der Gemeinde Liebenau.
Auf über einem Quadratkilometer verteilt leben äußerst seltene Pflanzen und Tiere, wie der Hochmoorlaufkäfer, das Baltische Torfmoos oder die Kleinfrüchtige Moosbeere, die das Tanner Moor auch über die Grenzen Oberösterreichs hinaus einzigartig machen.
Aufgrund des äußerst günstigen Lokalklimas konnte hier in der Gemeinde Liebenau und im angrenzenden Waldviertel eine der größten Moorlandschaften Österreichs entstehen. Viele dieser Moore wurden in der Vergangenheit entwässert und werden heute besonders forstwirtschaftlich genutzt, dennoch sind sie in Summe ein unvorstellbarer Wasserspeicher, der als regionale Klimamaschine und Hochwasserschutz betrachtet werden kann.


Weitere Infos zum Gebiet, Landschaftstyp, Flächen

Das Tanner Moor ist ein Hochmoor, das mit Bergkiefern (Spirken) bewachsen ist. Durch Wollsackverwitterung entstandene granitische „Burgen“ beherrschen eine Felseninsel in seiner Mitte.
Dieses Hochmoor konnte im Jahr 1983 nach intensiven Bemühungen engagierter Naturschützer unter Schutz gestellt werden. Es handelt sich um ein pH-saures, nährstoffarmes, überwiegend von Regenwasser, aber auch von kleinen Zuflüssen bzw. Quellen gespeistes Moor, das aus zwei ursprünglich getrennt im Süden und Norden entstandenen Moorkörpern im Lauf der Jahrtausende zusammengewachsen ist.


Arten (Tiere, Pflanzen) und Lebensräume (Schutzgüter)

Tierarten:
Raufußkauz, Sperlingskauz, Haselhuhn, Birkhuhn, Hochmoor-Laufkäfer;
Pflanzen:
Das Tanner Moor ist fast vollständig mit einem Latschendickicht bewachsen. Unter dieser "Gehölzdecke" oder in Lücken wachsen andere Hochmoorpflanzen wie Rausch- und Moosbeere, Rosmarinheide und Scheidiges Wollgras. 
Aufrechte Bergkiefer (Pinus mugo), Moorkiefer oder Spirke (Pinus x rotundata, Unterart der Bergkiefer auf Moorböden); Heidel-, Preisel-, Moos- und Rauschbeere;
Moor-Porst (Rhododendron tomentosum, auch Sumpfporst genannt, Blütezeit Mai-Juli, Wuchshöhe 0,5-1,5 m): ein Heidegewächs, das vom Aussterben bedroht ist und zu den vollkommen geschützten Pflanzen Oberösterreichs zählt. Aus neuerer Zeit sind leider keine Funde des Moor-Porsts dokumentiert.
Die häufigere und typische Rosmarinheide (Andromeda polifolia), auch Lavendelheide oder Sumpfrosmarin genannt stammt ebenso wie der Moor-Porst aus der Familie der Heidekrautgewächse.
Ebenso vollkommen geschützt: Das Scheiden-Wollgras (Eriophorum vaginatum), der rundblättrige Sonnentau (Drosera rotundifolia) und verschiedene Torfmoose (Sphagnum spec.);
Lebensräume:
Lebende Moore, Borstgrasrasen.  Degradierte, noch renaturierungsfähige Hochmoore und Moorwälder.

Auf der Website der Gemeinde Liebenau findet sich folgende Beschreibung:
Der Reichtum an seltenen Pflanzen und Tieren ist der kostbarste Schatz des Tannermoores. Neben dem Rehwild können wir noch Fuchs, Dachs, Edelmarder, Wiesel, Birkwild, Auerwild, Mooreule, Waldohreule, Wildente, Habicht und Sperber antreffen.
Auf Schritt und Tritt stößt der Wanderer auf seltene Pflanzen. Die Legföhre, auch Latsche genannt, bildet dichte Miniaturwälder, auf freien Stellen gedeiht das Heidekraut. An den Randgebieten findet man Heidelbeeren. Die Moorbeere, auch Rauschbeere genannt, trifft man im feuchteren, zentralen Teil. Über die Sumpfmoospolster kriechen die zarten Stängel der Moosbeere.
Auf die Rosmarinheide wird der Moorbesucher erst zur Blütezeit aufmerksam, weil dann die hellrosa kugeligen Blüten den Moorboden zieren. Der Sumpfporst mit seinen weißen, sternförmigen Blüten kommt im dichteren Legföhrenbestand vor. Der rundblättrige Sonnentau, eine "fleischfressende" Pflanze, ist eine Rarität am Teichrand.
Um das Moor findet man prachtvolle Bestände von Fichten, deren mächtigsten sicher über 200 Jahre alt sind. An Laubbäumen kommen hauptsächlich die Birke und die Moorbirke vor. Zahlreiche seltene Gräser und Kräuter, wie Berg-Alpenglöcklein, Weißer Germer, Sturmhutblättriger Hahnenfuß, Alant-Distel, Arnika, Alpenmilchlattich, Pestwurz und Wollgras ergänzen die interessante Flora des Moores und seiner Umgebung.


Schutzziele und Entwicklungsmaßnahmen

Unbedingt zu vermeiden ist das Betreten der Moorflächen, da dies ökologisch sehr sensible Bereiche sind! Besucher sollten sich dahingehend sensibel verhalten.
Über den Zeitraum 2019-2022 läuft ein ambitioniertes Revitalisierungsprojekt der Abteilung Naturschutz (Bauphasen vorwiegend im Herbst), da das Moor in früheren Zeiten massiv genutzt wurde (60 Entwässerungsgräben mit einer Gesamtlänge von 12 km). Durch diese Eingriffe hat sich die Vegetation verändert und die Torfbildung kam weitgehend zum Erliegen. Der Klimawandel verstärkt diesen Prozess. Das Projekt soll die gestörte Hydrologie des Moores schrittweise wiederherstellen. Naturnahe Moore beherbergen nicht nur eine einzigartige und stark gefährdete Lebenswelt, sondern sichern auch den regionalen Wasserhaushalt und leisten durch die Speicherung von Kohlenstoff einen herausragenden Beitrag zum Klimaschutz (nachzulesen: M. Heinisch und C. Schröck, Informativ 2019 - siehe Literaturtipps).


Erlaubte Eingriffe und Maßnahmen

Das Betreten des Waldes und der Wege, die Entnahme einzelner Fichten (und das Befahren zu diesem Zweck), die rechtmäßige Jagdausübung und die Wegeerhaltung sind erlaubt.
Das Befliegen von Naturschutzgebieten mit Drohnen ist grundsätzlich verboten, eine Ausnahmegenehmigung hierzu hält der Naturschutzbund OÖ (Josef Limberger, Obmann). 


Verordnung

Verordnung der O.ö. Landesregierung vom 8. August 1983, mit der das Tanner Moor in Liebenau als Naturschutzgebiet festgestellt wird.


Websites und weiterführende Links

Land OÖ, Naturschutzbuch: Tanner Moor
Karte im DORIS anzeigen: Tanner Moor
Website: OÖ Tourismus GmbH
Website: Mühlviertel
Website: Gemeinde Liebenau
Website: mamilade
Website: Wikipedia
Website: Bergwelten


Literaturtipps

Brands, M.,et al. (2000), Netzwerk Natura 2000, Informativ, Sonder-Nr. S2, Seiten 3-5
Brands, M., et al. (2000), Natura 2000-Gebiet Tanner Moor, Informativ, Sonder-Nr. S2, Seite 19
Brands, M. (1999), Das Tanner Moor, Informativ, Heft 16, Seiten 12-14
Heinisch, M. & C. Schröck (2019), Zu Besuch im größten Latschenhochmoor Österreichs, Informativ, Heft 95, Seite 19
Bortenschlager, S. (sine dato), Pollenanalytische Untersuchung des Tannermoores im Mühlviertel, Oberösterreich, Jahrbuch des Oö. Musealverein, 114a, Seiten 261-272
Krisai, R. & R. Schmidt (1983), Die Moore Oberösterreichs. -Natur und Landschaftsschutz in Oberösterreich, Band 6
Sokoloff, S. (2003), Wandererlebnis oberösterreichische Schutzgebiete
Uhl H., Schmalzer A., Pollheimer J. & Schuster A. (2009), Managementplan für das Europaschutzgebiet "Wiesengebiete im Freiwald" AT3124000, Studie i. A. d. Oö. Landesregierung/Abt. Naturschutz
Heilingbrunner G., Schrank J. & D. Savio (2014), Vervollständigung des Natura 2000-Netzwerks in Österreich: NATURA 2000-AUSWEISUNG &-GEBIETSVERORDNUNGEN - ANALYSE DES AUSWEISUNGSSTANDS UND DER VERORDNUNGSPRAXIS IN ÖSTERREICH
Schmalzer A., Sollberger W. & J. Eisner (2014), Maltsch und Wiesengebiete im Freiwald - Jahresbericht 2012 Betreuungsphase 2012 bis 2014, Studie i. A. d. Oö. Landesregierung/Abt. Naturschutz

 

Aktualisiert im Dezember 2021



 

 

DETAILS & INFOS

Region
Mühlviertel
Fläche
120 Hektar
Lage

Südöstlich der Gemeinde Liebenau, Bezirk Freistadt, Mühlviertel

 

 

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