Page 2 - Magazin 2022/2023
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OUVERTÜRE   |   2
















                     INTO





                     THE WILD










                      AUSGABE #2
                      2022




                      Wildnis berührt uns emotional in vielerlei Hin-      aus diesem Luxus, uns weitgehend sicher fühlen
                      sicht. Zum einen als unerwünschte Wildnis            zu können, konnte die Sehnsucht nach Wildnis,
                      („Wüdnis“) im eigenen Garten, wenn sich der          nach verloren gegangener Ursprünglichkeit und
                      Pflanzenwuchs den gewohnten Ordnungsprin-            Unberührtheit, aufkeimen. Unwetterkatastrophen
                      zipien entzieht. Zum anderen als Sehnsuchts-         in fast allen Teilen der Welt, Pandemien, dazu
                      ort in einer hektischen Welt: unberührte Natur,      Krieg, erschüttern nun unser Verlangen nach
                      paradiesische Zustände, fernab von Zivilisation      Sicherheit. Unser Verhältnis zur Wildnis bleibt
                      und Lärm. Dabei war Wildnis für die Menschheit       spannend – Sehnsuchtsort oder doch Bedrohung?
                      lange Zeit vor allem eines: Bedrohung! Sämtliche
                      Kulturleistungen der Menschheit – von Werkzeu-       RAUS! greift in der zweiten Ausgabe die Polari-
                      gen, Behausungen, Kultstätten bis hin zu unseren     tät dieses Themas auf. Wir begeben uns mit den
                      Kulturlandschaften und urbanen Zentren – sind        Rangern des Nationalpark Kalkalpen in die Tiefen
                      letztlich im Ringen mit, vor allem aber gegen die    des Reichraminger Hintergebirges, spüren das
                      Wildnis entstanden. Für unsere Vorfahren war         Wilde unter der Oberfläche und an den Rändern
                      Wildnis kein Ort der Sehnsucht. Ob Urwälder,         von Städten auf, blicken auf das wilde Oberöster-
                      Sümpfe, reißende Flüsse oder wilde Tiere – der       reich vor über 6.000 Jahren und zeigen, wo
                      Wildnis musste in jahrtausendelangen Prozessen       NATURSCHAUSPIEL mit seinen Programmen
                      Bezähm- und Nutzbares abgerungen werden.
                                                                           Wildnis erlebbar macht.


                      Erst das beispiellose und ungemein erfolgreiche
                      Niederringen der Wildnis in vielen Teilen der Welt
                      brachte der Menschheit lang Ersehntes: das Ge-
                      fühl von Sicherheit und Vorhersagbarkeit. Erst
                                                                           Dr.  Michaela Heinisch                  Andreas Kupfer MBA
                                                                              in
                                                                           Abteilung Naturschutz/Land Oberösterreich   IFAU – Institut für Angewandte Umweltbildung














                                 25 Jahre Nationalpark Kalkalpen








                      20.850 ha                           300 km                             400 ha                           550 Jahre


                            Gesamtfläche                        Bäche                      primäre Waldwildnis mit               zählt die älteste Buche
                                                                                            seltenen Urwaldarten


                                              17                                80                               1.601


                                         Fledermausarten                     Brutvogelarten                    Schmetterlingsarten







                                                                                                                                             FOTOGRAFIE
                                                                                                                                             Max Mauthner
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